The Drumming of the Gods bietet einen leicht verständlichen, klar strukturierten Einstieg in die Welt der südindischen Rhythmik. Schritt für Schritt erfährst du, wie du aus diesem unerschöpflichen rhythmischen System uraltes Wissen, Fertigkeiten und Ordnungsprinzipien herausdestillieren kannst, die nützlich und inspirierend, vielleicht sogar wegweisend für dich sein können - auch dann, wenn du dich überwiegend außerhalb der indischen Tradition bewegst. Das Buch eignet sich für alle, die - ihr rhythmisches Empfinden trainieren und schärfen wollen - auf der Suche nach Inspiration für das eigene Spiel, die eigenen Kompositionen sind - die indische Drumsilbensprache Solkattu von Grund auf lernen und verstehen wollen - in ihrem Spiel oder ihren Kompositionen indische und westliche Elemente kombinieren wollen - immer schon wissen wollten, was Talas, Gathis, Moras, Korvais sind - ungerade Taktarten, Quintolen, Septolen, Novemolen souverän meistern wollen 260 Etüden und Übungen zum Sprechen und Spielen, klar geordnet, von ganz einfach bis sehr schwierig, führen Dich Schritt für Schritt zum sicheren rhythmischen Empfinden. Das Besondere: Alle Übungen sind in Solkattuschrift verfasst. Ein cleveres Hilfssystem stellt sicher, dass Du alles richtig machst. Die Einleitung gibt einen kurzen Überblick über die Geschichte der südindischen Rhythmik und ihre Besonderheiten. Im ersten Kapitel befassen wir uns mit dem System der Talas. Talas bilden die Grundlage für alle rhythmischen Vorgänge, vergleichbar dem „Takt“ in der westlichen Musik. Eine Tala wird mit speziellen Handbewegungen „dirigiert“, die ihren Verlauf und das Tempo signalisieren. Du lernst die wichtigsten Talas kennen - und wie man sie dirigiert. Im zweiten Kapitel machen wir uns Schritt für Schritt mit dem Wortschatz der Drumsilbensprache Solkattu vertraut. Solkattu, eine Art indisches Beat Boxing, ist ein besonders intuitives Medium zum Lernen, Üben und Wiedergeben von rhythmischen Vorgängen. Im dritten Kapitel trainieren wir die Verknüpfung von Bewegungen (beim Dirigieren einer Tala) mit dem rhythmischen Sprechen von Solkattu. Darin liegt ein fundamentales Prinzip der Rhythmik Südindiens. Dieses Prinzip kannst du auch anwenden, wenn du den Rhythmus, den du auf einem Instrument spielst, gleichzeitig sprechen willst - und umgekehrt! Mit Hilfe von 260 Übungen und Etüden gewinnst du Überblick und Sicherheit im Umgang mit ungewohnten Metren sowie mit Quintolen, Septolen und Nonemolen, die in der indischen Musik so alltäglich sind wie in der westlichen Musik Viertel oder Triolen. Dies alles macht die Rhythmik Südindiens zugleich zu einem genialen Werkzeug für die Eichung deiner inneren Uhr. Es gibt kein besseres Workout für Rhythmusgefühl, Unabhängigkeit und Tempoempfindung! Im vierten Kapitel befassen wir uns mit verschiedenen rhythmischen Strukturen aus Wörtern und Silben des Solkattu. Anhand von Arudis, Moras, Korvais und Yathis lernst du grundlegende Bauprinzipien der südindischen Rhythmik kennen. Mit ihrer Hilfe wird das Komponieren zu einer neuen Erfahrung - denn mit Wörtern gehen wir anders um als mit Noten! Im fünften Kapitel findest du Korvai Lessons zum Nachsprechen und Dirigieren. Du lernst, in Solkattuschrift verfasste, komplexe Strukturen zu meistern. Am Ende des Kapitels gibt es eine Menge Anregungen zum weiteren Experimentieren mit Solkattu. Dabei geht es um Unabhängigkeit, asymmetrische Takte, Polyrhythmik und vieles mehr. Im sechsten Kapitel verlassen wir die traditionellen Pfade und wenden Solkattu auf Polymetren wie 3 gegen 4 , 4 gegen 5, 5 gegen 7 usw. an. Mit einem kleinen Trick kannst du dir dank Solkattu auch die kompliziertesten Polymetren leicht vergegenwärtigen und einprägen. Hier endet das Buch - nicht aber der Weg, den dir die Rhythmik Südindiens eröffnet. Die Möglichkeiten sind unerschöpflich. Achtung: Trotz sorgfältiger Lektorierung sind beim Druck der ersten Exemplare kleine Fehler in den Satz gerutscht. Sie sind mittlerweise behoben. Hier die Korrektur Auszug: Vorbemerkung Ist dies ein Buch über südindische Musik? Ja - und nein. In diesem Buch lernst du Schritt für Schritt die Grundlagen und Besonderheiten der südindischen Rhythmik kennen. Natürlich ist die südindische Rhythmik aufs Engste verbunden mit der südindischen Musik als Ganzes; sie ist ihr ureigener Puls, ihr Formgeber, und manchmal, wenn die Melodieinstrumente verstummen und den Percussioninstrumenten Raum zur Entfaltung geben, ihre alleinige Essenz. Aber die südindische Rhythmik kann auch außerhalb ihrer traditionellen Umgebung gesehen werden - als großartiges universelles System, das einen ganz eigenen, intuitiven Zugang zum rhythmischen Empfinden bietet. Im Zusammenhang mit westlich geprägter Musik öffnet die südindische Rhythmik neue Wege bei der Improvisation und Komposition. Diesen Wegen spüren wir gemeinsam nach. Insofern kann und will dieses Buch kein Lehrbuch südindischer Musik sein. Sondern: ein hoffentlich inspirierender Einstieg in die faszinierende Welt der südindischen Rhythmik - für Außerindische. Einleitung Indien hat im Lauf vieler Jahrhunderte das umfassendste, komplexeste rhythmische System der Welt hervorgebracht. Die Wurzeln der überlieferten Tradition reichen zurück in die Zeit, in der sich Geschichtsschreibung, religiöse Mythen und Legenden vermischen. Die ersten Musiker waren die indischen Gottheiten. Über viele Generationen sind Schlagtechniken, Rhythmen und Kompositionen erstaunlicherweise rein mündlich, jeweils von Meister zu Schüler, weitergegeben worden. Daher hat sich, anders als in der westlichen Musik, kein abstraktes, schriftliches, allgemeingültiges Notensystem entwickelt. Wohl aber eine eigenständige Trommelsprache: das Solkattu. Das ursprüngliche Solkattu Mittels Solkattu kann man Silbe für Silbe mitsprechen, was auf einer Trommel Schlag für Schlag gespielt wird. Im ursprünglichen Solkattu entspricht jede Silbe einer bestimmten Schlagart und damit einem bestimmten Klang. Der Sprachrhythmus bildet, in einem Muster aus Silben und Pausen, exakt den Trommelrhythmus nach. Diese geniale Erfindung bot gleich mehrere Vorteile: Solkattu machte die Weitergabe von Rhythmen und Schlagtechniken in rein mündlicher Form überhaupt erst möglich. Rhythmen und ganze Kompositionen können gesprochen, auf einem Instrument gespielt oder gleichzeitig gesprochen und gespielt werden. Solkattuverse sind genaueste Spielanweisungen und gleichzeitig Poesie - Texte, die man rezitieren und auswendig lernen kann wie Gedichte. Auch ganz ohne Instrument kann man sich ein Stück vergegenwärtigen, es sprechend „aufführen“, im Geiste die entsprechenden Trommelschläge ausführen und sicher im Gedächtnis verankern. Dementsprechend wird der Meister im Unterricht darauf achten, dass sein Schüler ein Stück zuerst auswendig rezitieren kann, bevor er es auf dem Instrument spielen darf. So verwundert es nicht, dass Solkattu mit etwas anderen Silben im klassischen indischen Tanz zur Notation von Tanzschritten verwendet wird: Was ich sprechen kann, kann ich spielen. Was ich spielen kann, kann ich tanzen. Was ich tanzen kann, kann ich sprechen. Solkattu verknüpft also unsere motorischen und sprachlichen Fähigkeiten aufs Engste miteinander. Zwingend verbunden mit der Ausführung des Solkattu ist eine gewisse Sprachakrobatik. Wer Solkattu lernt, macht in dieser Hinsicht völlig neue Erfahrungen: Gymnastik für den Sprechapparat, Workout für die Zunge! Schnelle Passagen können es erforderlich machen, Dutzende von Silben in einer Sekunde unterzubringen. Das führte in alten Zeiten zu einem Problem: Durch die strenge Bindung der Silben an bestimmte Schlagarten konnten bei Schlagkombinationen wahre Zungenbrecher entstehen, die zwar flüssig zu spielen, aber nur äußerst sperrig auszusprechen waren. Häufig gespielte, schwer auszusprechende Phrasen machte man deshalb für die Stimme geschmeidiger, indem man die strenge Schlag-Silben-Bindung aufhob und einfach ein neues, leicht auszusprechendes Wort für die ganze Phrase erfand. Die Meister der zahlreichen südindischen Schulen waren sehr erfinderisch bei der Wortschöpfung. Neben einem überschaubaren Vorrat an Silben entstand so ein umfangreicher Wortschatz, der Solkattu von einer silbenbasierten Hilfskonstruktion zu einer ausgewachsenen Sprache erhob. Gleichzeitig entwickelte sich ein ziemlicher Wildwuchs an Formulierungen und Regeln: Ein und dieselbe Schlagart kann unterschiedlichen Silben zugeordnet sein; ein und dieselbe Phrase kann unterschiedliche Namen haben. Und das Hauptinstrument der südindischen Percussion, eine Trommel namens Mridangam, verfügt über ein großes Repertoire unterschiedlicher Schlagtechniken und Klänge! Vom Wort zur Schrift Erst nach vielen Jahrhunderten begann man damit, Rhythmen und Kompositionen aufzuschreiben. Das Erscheinungsbild des schriftlichen Solkattu unterscheidet sich dabei deutlich von der westlichen Notenschrift: - Silben und Wörter ersetzen Notenzeichen - Pausen werden meist mit Kommazeichen markiert - Es gibt keine Notenlinien - Es gibt keine Taktstriche Die indischen Musikschulen verwendeten dafür einfach ihre jeweils eigenen, tradierten Silben, Wörter und Zeichen. Daher gibt es, im Gegensatz zum westlichen Notensystem, bis heute weder eine allgemeingültige Schrift, noch übereinstimmende Schriftregeln und Fachbegriffe zur Notation indischer Rhythmen mittels Solkattu. Wer die Texte einer Schule lesen kann, dem erscheinen Texte anderer Schulen vielleicht nicht völlig fremd. Sie können im Detail aber sehr stark voneinander abweichen. Dieser Umstand ist eines der größten Hindernisse, die mir selbst beim Lernen begegnet sind. Wie jeder, der sich mit Solkattu beschäftigt, musste auch ich mich für bestimmte Namen, Schreibweisen und Regeln entscheiden. Es ging mir dabei um größtmögliche Einheit, Klarheit und Logik. Der Zusammenhang von Schrift, Sprache und Bewegung ist der Schlüssel zu den Geheimnissen der südindischen Rhythmik. Ihre Bauprinzipien und Variationsmöglichkeiten erschließen sich am besten über die Sprache - mit Silben und Worten gehen wir völlig anders um als mit Noten! Außerdem ermöglicht dir die Kenntnis der Solkattuschrift, selbst die indischen Quellen zu studieren. Alle Lessons dieses Buches sind daher in Solkattuschrift verfasst, genauer gesagt in universeller Solkattuschrift. Das universelle Solkattu Im Zuge der Öffnung Indiens nach Westen hin hat man entdeckt, dass die Prinzipien, auf denen Solkattu beruht, nicht nur für die indische Tradition wichtig sind. Vielmehr können sie in jeder Musiktradition höchst nützlich sein, wenn es darum geht, komplexe rhythmische Zusammenhänge darzustellen, wiederzugeben und zu verinnerlichen. Um Solkattu zugänglicher zu machen, reduzierte man die Sprache auf ihren Kern. So entstand eine einfachere Form, die ich „universelles Solkattu“ nenne. Die Silben und Wörter des universellen Solkattu stehen nur für den Rhythmus an sich - nicht für bestimmte Schlagarten der Mridangam oder eines anderen Instruments. Durch diese Vereinfachung kommt das universelle Solkattu mit einem viel kleineren Wortschatz aus. Dennoch sind die Grundprinzipien des ursprünglichen Solkattu im universellen Solkattu vollständig enthalten! Deshalb ist das universelle Solkattu der ideale Einstieg in das rhythmische Sprechen. Wenn du später auf das ursprüngliche, instrumentengebundene Solkattu umsteigen möchtest, etwa um Mridangam zu lernen, wirst du damit keine Probleme haben. Aber eins nach dem anderen - bevor wir uns dem Solkattu zuwenden, machen wir uns mit dem grundlegenden Element der südindischen Rhythmik vertraut: Am Anfang steht die Tala! |